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Älteste Zeugnisse: Älteste Zeugnisse menschlichen Lebens in Indonesien sind die Skelettfunde von Trinil, Sangiran und Mjokerto auf Ostjava, die der Art Homo erectus zugeordnet werden und die der Entdecker E. Dubois 1890/91 als »Pithecanthropus« bezeichnete. Altsteinzeitliche Funde auf Sumatra, Borneo und Celebes lassen siedlungsgeschichtliche Zusammenhänge mit dem festländischen Südostasien erkennen. In der Jungsteinzeit wanderten Gruppen der indischen Wedda in Indonesien ein. Die altasiatischen Völker, die zwischen 3000 und 2000 v. Chr. in Indonesien siedelten, setzten sich allmählich gegenüber der melanesischen und indischen Vorbevölkerung durch. Nachweisbar ist die hoch stehende Dongsonkultur, mit der im 1. Jahrtausend v. Chr. die Technik der Bronze- und Eisenbearbeitung nach Indonesien kam.

7. bis 19. Jahrhundert: In den ersten Jahrhunderten n. Chr. entstanden auf Sumatra, Java und Borneo kleine Königreiche unter dem Einfluss der indischen Kultur. Das im 7. Jahrhundert in Ostsumatra gegründete Großreich Srivijaya mit dem Zentrum Palembang dehnte seine Macht über den gesamten Archipel und einen Teil der Malaiischen Halbinsel aus und kontrollierte die Handelswege zwischen Indien und China (besonders die Straße von Malakka). Unter der seit dem 8. Jahrhundert auf Zentraljava herrschenden Dynastie der Shailendra, die Anhänger des Mahayana-Buddhismus war, entstanden zahlreiche Kultbauten (u. a. Tempel von Borobudur). 1377 wurde Srivijaya von dem auf Java gebildeten mächtigen Reich Majapahit (1293 bis um 1520) erobert, dessen Einfluss sich schließlich über den größten Teil des heutigen Indonesien erstreckte. Seinen Untergang verursachten v. a. der rasche Aufstieg Malakkas zum führenden Handelszentrum Südostasiens (seit etwa 1400) und die Gründung islamischer Sultanate: Demak (1518), Bantam (1552) und Mataram (1586). Die Portugiesen eroberten 1511 Malakka und errichteten Handelsniederlassungen auf Nordsumatra, Timor und den Molukken, wurden jedoch im 17. Jahrhundert weitgehend von den Niederländern verdrängt (mit Ausnahme von Osttimor). Die 1602 gegründete niederländische Vereinigte Ostindische Kompanie schuf die Grundlage für das niederländische Kolonialreich in Indonesien. Nach Auflösung der Kompanie (1799) übernahm die niederländische Regierung ihre Besitzungen. Im 19. Jahrhundert festigte sich die niederländische Herrschaft (Niederländisch-Indien), doch kam es immer wieder zu Aufständen einheimischer Fürsten und zu langen Kriegen.

Anfang bis Mitte 20. Jahrhundert: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine indonesische Nationalbewegung; die ersten politischen Parteien entstanden (1911: Sarekat Islam Indonesia, 1920: Kommunistische Partei Indonesiens, Abkürzung PKI). 1927 gründete A. Sukarno die Nationalpartei Indonesiens, die 1931 in der Indonesischen Partei aufging. 1942–45 war Niederländisch-Indien von japanischen Truppen besetzt. Während sich die nationalistischen Kräfte um Sukarno und M. Hatta für eine Zusammenarbeit mit den Japanern entschieden, gingen die Kommunisten in den Untergrund. Am 17. 8. 1945 riefen Sukarno und Hatta die unabhängige Republik Indonesien aus. Die nach dem Krieg 1945 zurückgekehrten Niederländer versuchten, ihre Herrschaft wieder aufzurichten (zwei militärische Aktionen im Juli 1947 und Dezember 1948); auf der Konferenz von Den Haag (August bis November. 1949) traten sie jedoch mit Wirkung vom 27. 12. 1949 ihre Souveränität über alle Inseln Niederländisch-Indiens (mit Ausnahme West-Neuguineas) an die zu den »Vereinigten Staaten von Indonesien« umgebildete Republik ab. Sukarno, bereits seit 1945 provisorisches Staatsoberhaupt, übernahm 1949 offiziell als Staatspräsident die Führung Indonesiens, das noch bis 1954 in Personalunion mit der niederländischen Krone verbunden blieb. Ein stark ausgeprägter Regionalismus und wirtschaftliche Aufbauprobleme, die sich nach der Enteignung niederländischer Unternehmen (1958) noch verstärkten, stellten die Einheit des Landes infrage und führten 1957/58 zu mehreren Aufständen (u. a. auf Celebes, Sumatra). 1959 setzte Sukarno die Verfassung von 1945 wieder in Kraft und ging zu der von ihm bereits 1957 verkündeten Politik der »gelenkten Demokratie« über. 1960 löste er das Parlament auf, bildete eine neue, seinen antiwestlichen Kurs unterstützende Versammlung (unter Einschluss der Kommunisten) und verbot die Oppositionsparteien.

1950er-Jahre bis heute: Außenpolitisch entwickelte sich Indonesien (seit 1950 Mitglied der UN, 1965/66 zeitweiliger Austritt) auf der Grundlage der Blockfreiheit zu einem führenden Staat der Dritten Welt (Bandungkonferenz). Seit Ende der 50er-Jahre lehnte es sich stärker an China an. 1963 übertrugen die Niederlande ihre Hoheit über West-Neuguinea (heute Irian Jaya) auf Indonesien. Der 1963 gegründeten Föderation Malaysia begegnete Indonesien bis 1966 mit einer Politik der »Konfrontation« (einschließlich militärischer Aktionen). Der am 30. 9. 1965 unternommene Putschversuch einer Gruppe von Offizieren, die in Verbindung mit Führern der PKI standen, wurde bis zum 1. 10. 1965 von Truppen unter General Suharto niedergeschlagen; bei der unter Beteiligung fanatisierter Muslime folgenden blutigen Verfolgung der Kommunisten (1966 Verbot der PKI) und der chinesischen Minderheit verloren etwa 700 000 Menschen ihr Leben. Sukarno musste allmählich seine Machtbefugnisse an Suharto abtreten, den die Volksversammlung 1968 zum Präsidenten der Republik wählte. 1967 gehörte Indonesien zu den Gründungsmitgliedern der ASEAN. 1975 besetzten indonesische Truppen den ehemals portugiesischen Teil von Timor (Osttimor), der gegen den Widerstand der dortigen Guerillabewegung (v. a. FRETILIN) 1976 Indonesien angegliedert wurde; die Militäraktion und ihre Folgen forderten nach Schätzungen etwa 200 000 Tote. Die (international nicht anerkannte) Annexion führte immer wieder zu schweren Unruhen unter der Bevölkerung von Osttimor und zu blutigen Auseinandersetzungen mit dem indonesischen Militär (u. a. 1991 in Dili). Innenpolitischer Konfliktstoff entstand seit den 1980er-Jahren durch das Wirken islamisch-fundamentalistischer Gruppen. Präsident Suharto schränkte daraufhin die Tätigkeit der politischen Opposition ein; gestützt auf das Militär, das sich zu einem entscheidenden Machtfaktor entwickelt hatte, errichtete er seine persönliche Diktatur. Seine mit ausländischer Finanzhilfe betriebene Wirtschaftspolitik erbrachte zwar zunächst ökonomische Erfolge, war aber in erheblichem Maße von Korruption und Nepotismus geprägt. Seit den Parlamentswahlen von 1971 erlangte die Regierungspartei Golkar (zuletzt 1997) die deutliche Mehrheit der Mandate. In der »Erklärung vom 1. Juli« (1996) kritisierten Militärs, Politiker und Intellektuelle aller Religionen die Amtsführung Suhartos, der dennoch 1998 wieder gewählt wurde. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Rezession in Asien traten die inneren Konflikte offen zutage; in zum Teil gewalttätigen Demonstrationen protestierten seit 1996 viele Indonesier gegen zunehmende Armut, soziale Benachteiligung und politische Entrechtung. Die sich 1998 v. a. unter der Beteiligung von Studenten verstärkenden Proteste, die von schweren Ausschreitungen begleitet waren, zwangen Präsident Suharto nach mehr als dreißigjähriger Herrschaft am 21. 5. 1998 zum Rücktritt. Nachfolger wurde sein Vertrauter und vorheriger Vizepräsident B. J. Habibie, der trotz anhaltender Unruhen eine vorsichtige Reformpolitik einleitete. Aus der Parlamentswahl vom 7. 6. 1999, der ersten freien Wahl seit 1955 in Indonesien, ging die oppositionelle »Demokratische Partei Indonesiens – Kampf« unter der Tochter des Staatsgründers Sukarno, Megawati Sukarnoputri, als stärkste Kraft hervor; die bisher regierende Golkar wurde zweitstärkste Partei.

Für Osttimor vereinbarten Indonesien und Portugal (als ehemalige Kolonialmacht des Gebiets) nach langjährigen Verhandlungen im Mai 1999 die Durchführung eines Referendums unter der osttimorischen Bevölkerung über die Zukunft ihres Territoriums. Nach der unter Kontrolle der UNO durchgeführten Volksabstimmung vom 30. 8. 1999 mit einem deutlichen Votum für die Unabhängigkeit Osttimors überzogen proindonesische Milizen mit Unterstützung von Armee und Polizei die Inselhälfte mit einer Welle blutigen Terrors und der Zerstörung, was zum Eingreifen einer multinationalen Friedenstruppe führte. Als Australien den Oberbefehl über diese übernahm, kündigte Indonesien am 16. 9. 1999 das mit diesem 1995 geschlossene zwischenstaatliche Sicherheitsabkommen. Im Oktober 1999 annullierte die Beratende Volksversammlung Indonesiens die Annexion Osttimors, das unter eine UN-Übergangsverwaltung kam und 2002 seine Unabhängigkeit erlangte. Portugal stellte die 1976 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zu Indonesien im Dezember 1999 wieder voll her.

Am 20. 10. 1999 wählte das Parlament den islamischen Gelehrten Abdurrahman Wahid zum Staatspräsidenten; Vizepräsidentin wurde Megawati Sukarnoputri. In dem von Wahid am 29. 10. 1999 gebildeten Kabinett der Nationalen Einheit übernahm erstmals seit den 1950er-Jahren ein Zivilist das Amt des Verteidigungsministers; jedoch sicherte sich der Amtsvorgänger General Wiranto zunächst die einflussreiche Position eines Koordinierenden Ministers für Politik und Sicherheit, die er (verantwortlich gemacht für den Terror auf Osttimor) aber im Februar 2000 unter dem Druck von Staatspräsident Wahid abgeben musste. Seit Februar 2001 führten Versuche des Parlaments, gegen den inzwischen unter Korruptionsvorwürfen stehenden Wahid ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten, zu massiven Protesten seiner Anhänger. Um seiner Absetzung zuvorzukommen, löste Wahid schließlich in der Nacht vom 22. zum 23. 7. 2001 das Parlament auf und rief den Notstand aus, was er mit einer angeblichen Verschwörung gegen ihn und dem drohenden Zerfall der Republik begründete. Nachdem das Oberste Gericht diesen Schritt als verfassungswidrig bezeichnet hatte, enthob die Beratende Volksversammlung Wahid am 23. 7. 2001 seines Amtes und wählte seine bisherige Stellvertreterin Megawati Sukarnoputri zur neuen Staatspräsidentin. Am 26. 7. 2001 nominierte die Beratende Volksversammlung Hamzah Haz zum Vizepräsidenten (Vorsitzender der muslimischen Vereinten Entwicklungspartei). Anfang August 2001 verfügte Präsidentin Megawati Sukarnoputri die Einsetzung eines Tribunals zur strafrechtlichen Verfolgung von Gräueltaten der Sicherheitskräfte und Milizen in Osttimor; am 9. 8. 2001 stellte sie ihr dreißigköpfiges neues Regierungskabinett vor. Nach Studentenunruhen beschloss die Beratende Volksversammlung im August 2002 mehrere Verfassungsänderungen, u. a. eine Direktwahl von Staatspräsident und Vizepräsident ab 2004; zugleich stimmte sie für die Abschaffung der den Streitkräften vorbehaltenen Parlamentssitze.

Gegen die amerikanische Militäraktion in Afghanistan im Rahmen des von den USA eingeleiteten »Feldzuges« gegen den Terrorismus richteten sich v. a. im Oktober 2001 heftige Proteste islamistischer Kräfte in Indonesien. Am 12. 10. 2002 galt der indonesischen Ferieninsel Bali ein blutiger Bombenanschlag (Tod von 202 Menschen, überwiegend Australier und andere Ausländer), für den man die radikalislamische, wohl in Verbindung mit »al-Qaida« stehende Organisation Jamaa Islamiya verantwortlich machte. Ermittlungen der indonesischen Strafverfolgungsbehörden führten seit April 2003 zur mehrfachen Inhaftierung des mutmaßlichen Führers der Jamaa Islamiya Abu Bakar Bashir; im August 2003 wurde ein Hauptverdächtiger für die Organisation des Anschlags zum Tode verurteilt. Am 1. 10. 2005 war Bali erneut von Terroranschlägen betroffen (mindestens 22 Tote).

Bei den Parlamentswahlen am 5. 4. 2004 wurde die Golkar stärkste politische Kraft, während die »Demokratische Partei Indonesiens – Kampf« (PDI-P) von Präsidentin Megawati Sukarnoputri erhebliche Stimmenverluste verzeichnete. Die erste Direktwahl des Staatspräsidenten (5. 7. 2004) konnte der Exgeneral Susilo Bambang Yudhoyono in Stichwahlen, in denen er am 20. 9. 2004 gegen Megawati Sukarnoputri antrat, mit 60,88 % der Stimmen für sich entscheiden (Amtsantritt Yudhoyonos am 20. 10. 2004).

Gefährdungen für die innere Stabilität Indonesiens erwuchsen v. a. aus den sich verschärfenden ethnisch-religiösen Konflikten (besonders die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen auf den Molukken, die jahrelangen schweren Ausschreitungen auf Borneo zwischen den ansässigen Dayak sowie den Zuwanderern aus Madura, die 2001 unter zum Teil brutalen Umständen vertrieben wurden oder flohen, und die Kämpfe zwischen den Papua und javanischen Einwanderern in Irian Jaya); darüber hinaus entstanden durch Sezessionsbestrebungen einzelner Regionen Spannungsherde: 2000 erfolgte z. B. eine einseitige Unabhängigkeitserklärung Irian Jayas, für das Anfang 2002 mit der Namensänderung in Papua ein Autonomiegesetz in Kraft trat (2003 Abtrennung des westlichen Teils als Irian Jaya Barat). Für Aceh, in dem Rebellen der »Bewegung Freies Aceh« (GAM) seit 1976 für die Unabhängigkeit kämpften (Bürgerkrieg mit etwa 15 000 Toten) und das besonders stark von der Flutkatastrophe am 26. 12. 2004 betroffen war, konnte 2005 ein Friedensabkommen erreicht werden (danach Einleitung der Entwaffnung der GAM und Beginn des Teilabzugs der Regierungstruppen). Ein schweres Erdbeben am 27. 5. 2006 auf Java, das besonders in der südlich von Yogyakarta gelegenen Stadt Bantul starke Zerstörungen anrichtete, forderte über 6 000 Tote und machte mehrere hunderttausend Menschen obdachlos.

http://lexikon.meyers.de/meyers/Indonesien