Indonesien ist ein Land mit einer eigenen, sehr alten Kultur. Jeder Besucher sollte die örtlichen Gepflogenheiten so gut es geht kennen, achten, und innerhalb des Möglichen sich auch entsprechend verhalten. Hier seien nun einige Beispiele angeführt, die dem Besucher Indonesiens helfen können, mit den Menschen dort so zu kommunizieren, dass etwaige Missverständnisse von vorneherein umgangen werden.
Die Hand zur Begrüßung zu reichen ist in Indonesien, trotz aller Verwestlichung, nicht überall im Land einheitliche Gepflogenheit. Der Besucher sollte daher darauf achten, wie er begrüßt wird, und mit gleicher Gestik antworten. In einigen Gegenden reicht man sich beispielsweise sehr wohl die Hände, wobei die linke Hand den rechten Ellbogen stützt. Die rechte Hand ergeift dabei die Hand des Anderen, aber eher schlaff, und wird dann an die eigene Brust geführt. Ein "kräftiges Händeschütteln" gibt es nicht.
Einem Indonesier kumpelhaft auf die Schulter zu klopfen, wird als Affront empfunden.
Winkt ein Indonesier einen anderen herbei, macht er das mit dem Handrücken nach oben und den Fingern nach unten. Das wirkt für die meisten Besucher zwar so, als wolle er mit dieser Geste etwas wegwischen, gerade diese Bewegung sollte jedoch gleich richtig verstanden werden.
Die linke Hand wird als die unreine betrachtet, es sollte daher in Anwesenheit eines Indonesiers ausschließlich die rechte verwendet werden. Das gilt für das Berühren von Menschen, beim Essen ebenso wie beim Überreichen von Gegenständen, auch Geld.
Trifft ein Besucher auf einen oder mehrere Indonesier, die gerade sitzen, sollte er sich so schnell wie möglich ebenso setzen. Denn neben einem, oft auch am Boden Sitzenden stehen zu bleiben, wird als überheblich interpretiert. Beim Vorbeigehen an einer Gruppe sitzender Personen gilt es als höflich, sich leicht zu bücken und den rechten Arm etwas vorzustrecken, als Beweis, dass man die Sitzenden respektiert.
Auch als überheblich eingestufte Körperhaltungen und Gesten sollten auf jeden Fall vermieden werden. Dazu gehören: die Arme vor der Brust verschränken, die Hände in die Hüften stemmen und mit ausgestrecktem Finger auf jemanden zu zeigen. Selbst beim Zeigen in eine bestimmte Richtung verwendet der Indonesier nicht den Zeigefinger, sondern die flache rechte Hand oder den Daumen der rechten, zur Faust geschlossenen Hand.
Die traditionelle Sitzposition in Indonesien ist der Schneidersitz (bersila), den einzunehmen für den untrainierten Besucher nicht immer ganz einfach ist. Unumstößliche Regel ist jedoch, dass keinem der Anwesenden die Fußsohlen zugewandt sein dürfen.
Bei einer Einladung wird dem Besucher in der Regel Tee oder Kaffee angeboten. Dieser darf keinesfalls berührt oder getrunken werden, bevor der Gastgeber nicht ausdrücklich dazu aufgefordert hat. Es wird sogar als besonders höflich empfunden, erst nach der zweiten Aufforderung, und dann gemeinsam mit dem Gastgeber zu trinken.
Speziell in Regionen mit hinduistischer Tradition sollte darauf geachtet werden, Kinder, aber auch Erwachsene, nie am Kopf zu berühren. Dieser ist nämlich nach der dortigen Auffassung im sogenannten "Mikrokosmos Mensch" Sitz der obersten Gottheit. Bevor beispielsweise ein Friseur mit seiner Arbeit beginnt, muss er den Kunden zuerst um Erlaubnis fragen.
Sehr viel Wert legt der Indonesier auf korrekte Kleidung. Mit kurzen Hosen und ärmelloser Oberbekleidung macht sich ein Besucher nicht überall beliebt. Keinesfalls jedoch dürfen Moscheen, Tempel oder Kirchen so betreten werden, ebenso der Palast eines Sultans (kraton) oder der eines Königs (puri). In Privathäusern und religiösen Gebäuden muss man sich des Schuhwerks entledigen.
Beim Fotografieren von Einheimischen ist sehr auf Diskretion zu achten, besonders bei religiösen Verrichtungen. Grundsätzlich sollte dabei um Erlaubnis gebeten werden.
Beim Baden im Meer bleiben nach wie vor viele Indonesier, Männer, noch mehr aber Frauen, vollständig bekleidet. Knappe Bikinis oder gar nur ein Slip am Strand können zu unangenehmen Reaktionen führen. In strenggläubigen islamischen Gegenden gelten bereits unbedeckte weibliche Oberarme als "Pornographie".
Umarmungen oder Küsse zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit sind verpönt. Das Händchenhalten oder Umarmungen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen ist hingegen in Indonesien allgemein üblich. Dass hier gleichgeschlechtliche Erotik mit im Spiel ist, kann jedoch fast hundertprozentig ausgeschlossen werden.
Der Besucher Indonesiens muss sich auch auf - für seine Begriffe - indiskrete Fragen gefasst machen. Die häufigsten Fragen gelten hierbei der Zahl der Kinder oder der Religionszugehörigkeit des Betreffenden. Keine Kinder zu haben, oder keiner bestimmten Religionsgemeinschaft anzugehören, ruft Argwohn hervor.
Bei Diskussionen über Politik oder Soziales ist es meist eher ratsam, bloß Zuhörer zu sein. Außerdem verfügen Indonesier über ein ganz anderes Verständnis von Komik, als die meisten westlichen Besucher. Ein irrtümlich falsch zugeknöpftes Hemd ist dort beispielsweise ein Lachschlager.
Auch bei noch so großem, und noch so begründetem Ärger sollte der Besucher sich jeglicher emotionellen Äußerung strikt enthalten. Zu Leuten, die "auf den Tisch hauen" oder laut werden, gehen Indonesier augenblicklich auf Distanz, und die Wiederherstellung einer Vertrauensbasis kann sich danach äußerst schwierig gestalten.